Hormone im Überblick
Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei Hormonen um so genannte Botenstoffe. Das heißt, Hormone vermitteln bestimmte Wirkungen in unserem Körper. Hormone werden von Drüsenzellen in verschiedenen Organen produziert und haben ebenso unterschiedliche Aufgaben und Wirkungen. Über das Blut gelangen die Hormone vom Ort der Entstehung zum Ort des Wirkens. Wir verfügen über eine breite Palette von Hormonen, die sich in ihrer chemischen Struktur von einander unterscheiden. Viele Hormone stehen in engem Zusammenhang miteinander und wirken in einer Art Netzwerkstruktur. Das heißt, dass sich Hormone untereinander beeinflussen können. Nach ihrem chemischen Aufbau unterscheidet man grob zwischen Hormonen die überwiegend aus Fetten zusammengesetzt sind (Steroidhormone) und solchen die vor allem aus Eiweiß bestehen (Peptidhormone). Die wohl bedeutendste Gruppe stellen die Steroidhormone dar, auch Geschlechtshormone genannt. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Gruppe gehören die Östrogene, die Androgene, die Gestagene, das Cortisol und das Aldosteron. Weitere besonders für die Gewichtsregulation wichtige Hormongruppen sind die Schilddrüsenhormone, das Insulin und das Wachstumshormon. Die meisten Hormone benötigen für ihre Wirkung einen Rezeptor. Unter einem Rezeptor versteht man eine Art maßgeschneiderte Andockstelle an den verschiedensten Zellen unseres Körpers. Wenn ein Hormon also an seinem Rezeptor angelangt, bekommt die Zielzelle ein Signal, was wiederum eine bestimmte Reaktion im Stoffwechsel zur Folge hat. Die regelrechte Funktion unseres Hormonsystems hängt von unzähligen Faktoren ab. Durch diese Komplexität ist unser Hormonhaushalt leider immer wieder für Fehlfunktionen anfällig. Wir können unsere Hormone selbst beeinflussen und tun dies auch unwillkürlich mehrmals jeden Tag. Sei es beim Essen, beim Sport, durch Emotionen oder während des Schlafens.
Sie können sich die Regulation und das Zusammenspiel ihrer Hormone wie ein Orchester vorstellen. Da gibt es jemanden der etwas vorgibt und jemanden der etwas ausführt. Zurück zum Orchester, das ich aus Patriotismus nun mal als „die Wiener Philharmoniker“ bezeichnen möchte und ihr Körper ist jetzt der Wiener Musikvereinssaal. In der Hierarchie ganz oben steht der Dirigent. Unser Dirigent heißt Hypothalamus, ein bestimmtes Gebiet in unserem Gehirn. Was für Herrn Daniel Barenboim die erste Geige, das ist für den Hypothalamus die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse). Dann kommen die Musiker und für uns eine Vielzahl von Endorganen, die von den übergeordneten Zentren den Befehl der Hormonproduktion bekommen. Lassen sie es mich ihnen anhand der Schilddrüse beispielhaft erklären. Wenn wir Schilddrüsenhormone benötigen, bekommt der Hypothalamus das Signal ein Hormon namens Thyreotropin releasing hormone (TRH) auszuschütten. Dieses TRH sorgt dann wiederum für die Abgabe eines Hormons in der Hypophyse, dem Thyreoidea (lat. für Schilddrüse) stimulierendes Hormon (TSH). Dieses TSH sendet dann einen Auftrag an das Endorgan, in diesem Fall die Schilddrüse, dass Schilddrüsenhormone produziert werden sollen. Sobald ausreichend Hormone produziert wurden, bekommt der Hypothalamus bescheid und stoppt sozusagen das Signal zur Hormonproduktion. Das nennt man „negativen Feedback Mechanismus“. Wenn sie sich nun die Wiener Philharmoniker vor Augen führen, wird es ihnen einleuchten, dass ein Orchester, das aus vielen einzelnen Künstlern besteht, in seiner Harmonie auch ganz leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen ist. Und ebenso geht es uns mit unseren Hormonen. Beim Vorliegen eines Störfaktors könnten wir unter Umständen schnell in ein hormonelles Ungleichgewicht geraten. Was für das Orchester ein klingelndes Telefon sein könnte, so spielen bei uns viele Lebensstilfaktoren eine entscheidende Rolle. Zu diesen Faktoren zählen unter anderem die Ernährung, das Körpergewicht, Sport und Stress im Berufsleben oder auf privater Ebene. Durch die Wahl unseres Lebensstils greifen wir also tagtäglich in unser persönliches Konzert der Hormone ein und können dieses sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Die Hormone sind also mindestens so wichtig und sensibel wie eine Melodie aus den Instrumenten der Musiker.